Ein Elektroroller für die Stadt – Niu NQi Series

Komfort

Der Niu NQi Series fährt sich wirklich sehr komfortabel. Bodenschwellen werden sehr gut abgefedert und auch bei hoher Geschwindigkeit macht der Elektroroller einen sicheren Eindruck. Trotz meiner Körpergröße von 1,90 Meter haben meine Beine genügend Platz ohne den Lenker beim abbiegen zu berühren. Der Sitz ist breit und sehr gut gepolstert. Den Sitz kann man mit dem Zündschlüssel öffnen und erreicht dann einen kleinen Aufbewahrungsbereich. Dieser ist zu klein für einen Helm, dieser müsste in einer zusätzlichen Helmbox untergebracht werden. Der Aufbewahrungsbereich unter dem Sitz reicht aber sehr gut aus für das Ladegerät, ein zusätzliches Rollerschloss und einen kleinen Supermarkteinkauf. Die Bremsen des Niu Rollers könnten eine etwas stärkere Bremsleistung (ADAC Testbericht) haben. Trotzdem reicht die Bremsleistung bei Umsichtiger fahrt völlig aus.

Der NQi beschleunigt wie bei Elektrofahrzeugen bekannt recht zügig und erreicht eine Geschwindigkeit von 0 – 50 km/h in weniger als 10 Sekunden. Auch bei 30 km/h gibt es noch eine ordentliche Beschleunigung. Beim Abbiegen ertönt ein recht lautes und nerviges Blinkergeräusch, welches ich teilweise als sehr störend empfunden habe. Das Blinkergeräusch könnt ihr allerdings sehr einfach ändern indem ihr nacheinander den Blinker für jeweils 2 sek (rechts beginnend) betätigt.

Das Licht des Elektrorollers ist während der Fahrt permanent aktiviert (Tagfahrlicht). Der Frontscheinwerfer hat durch die runde LED einen sehr modernen Look. Im Dunkeln ist der Frontscheinwerfer allerdings für meinen Geschmack leider nicht hell genug was auch einen negativen Einfluss auf die Leuchtweite hat. Unter Umständen kann man jedoch auch das Fernlicht des NQi Series aktivieren. Dieses ist ausreichend hell und hat auch eine gute Leuchtweite.

Über längere Strecken kann man auch einen Tempomat einschalten. Dieser hält konstant die eingestellt Geschwindigkeit. Ein nettes Gimmick, welches ich aber nur sehr selten benutze.

Technische Ausstattung

In Kooperation mit Bosch ist der Elektroroller sehr gut ausgestattet. Herzstück des Systems ist der von BOSCH entwickelte 2400 W-Motor, der ein maximales Drehmoment von 120 Nm hat. Der Field Oriented Controller sorgt mit dem EBS für ein optimales Energiemanagment. Dies führt dazu, dass bei dem Bremsvorgang kinetische Energie wieder zurückgespielt wird.

Der Akku hat eine Kapazität von 29Ah und wird von dem Hersteller Panasonic zur Verfügung gestellt. Mit 10kg und einer Ladezeit von durchschnittlich 7-8h sehe ich hier noch ein wenig Luft nach oben. Ein komplette Ladung kostet durchschnittlich um die 0,40€.

Reichweite

Der Elektrotoller hat eine Anfangsreichweite von 50-70 Kilometer. Die effektive Reichweite ist allerdings von vielen Parametern abhängig. Dazu gehören Außentemperatur, zurückgelegte Höhenmeter, Fahrweise und vieles mehr. Auf einer Strecke von ca. 6 Kilometern werden aus meiner Erfahrung um die 10% Akku verbraucht. Für den Alltag reicht eine Akkuladung für einige Tage bei kurzen Fahrtstrecken völlig aus. Bei größeren Strecken ist es allerdings sinnvoll der Roller täglich zu laden. In diesem Fall empfehle ich euch über mögliche Lademöglichkeiten schon vor dem Kauf eines Elektrorollers zu informieren. Wenn der Niu Roller nur noch 10% Akkuladung hat wird automatisch der Energiesparmodus aktiviert. Dieser kann nicht deaktiviert werden. Der Energiesparmodus löst eine langsamere Beschleunigung und geringere Maximalgeschwindigkeit aus (40km/h).

Ladeprozess

Obwohl der NQi sehr modern ist und viele technische Funktionalitäten bietet ist das Laden des Elektrorollers noch recht umständlich. Das liegt zum Einen daran, das eine komplette Ladung bis zu 8h dauern kann, was einen kurzen Ladestopp unmöglich macht. Zum Anderen ist der herausnehmbare Akku auch sehr schwer und bietet bis auf eine kleine LED (Rot: Der Akku ist nicht zu 100 % aufgeladen, Grün: 100% aufgeladen) keinerlei Ladeinformationen. Es ist allerdings auch möglich den Elektrotoller aufzuladen ohne den Akku entnehmen zu müssen. Dazu verbindet man das Netzteil einfach direkt mit einem Anschluss, der sich direkt unter dem Sitz befindet. Wenn man mit dieser Variante den NQi lädt, erhält man auch direkt in der Niu App Informationen zum Ladestand und verbleibender Ladezeit.

Wenn man keine Garage mit Strom hat oder eine andere Möglichkeit hat den Roller direkt mit Strom zu versorgen muss man leider sehr häufig den Akku aus dem Roller entnehmen und diesen in die Wohnung tragen. Ich hoffe, dass sich die Ladeinfrastruktur auch bald für Elektroroller verbessern wird, sodass man beispielsweise auch bei der Arbeit den Roller aufladen kann. Bisher benutze ich fast ausschließlich die Ladestationen von Vattenfall (incharge), weil diese im Vergleich zu vielen anderen Ladestationen auch einen Schuko-Anschluss haben. Wenn der Akku aufgeladen wurde gibt es eine praktische Notification auf dem Smartphone.

Niu E-Roller lädt an einer InCharge Ladestation von Vattenfall
Niu E-Roller lädt an einer InCharge Ladestation von Vattenfall

Design

Das Design des NQi ist sehr modern und hat durch das markante Frontlicht einen hohen Wiedererkennungswert. Den Roller gibt es in vier glänzenden und zwei matten Farben. Die Verarbeitung ist bis auf zwei kleinen Dellen, die möglicherweise Produktionsbedingt entstehen sehr gut.

Das smarte LED-Display ist zu jeder Tageszeit sehr gut ablesbar. Auf dem Display befinden sich Informationen wie zum Beispiel Geschwindigkeit, Akkustand, Akkubelastung und Außentemperatur. Eine Information zu der Fahrzeugreichweite wie in der Niu App fehlt mit allerdings.

Außerdem wird hier die aktuelle Fahrmodus angezeigt. Es gibt drei Fahrmodi, wovon die ersten beiden sehr gut für Anfänger geeignet sind. Zum Fahren auf der Straße eignet sich allerdings nur der 3. Modus, weil dieser eine Geschwindigkeit von bis zu 45km/h zulässt. Leider muss man vor jedem Fahrtbeginn manuell den 3. Fahrtmodus auswählen.

Besonders im Zeitalter der Elektromobilität spielt Sounddesign eine wichtige Rolle. Der Roller imitiert während der Fahrt keine Motorengeräusche dafür gibt es immer eine sehr laute Melodie beim sperren, entsperren und blinken des Elektrorollers. Für meinen Geschmack ist der Ton dabei nicht nur zu laut, sondern wirkt auch etwas billig. Leider gibt es aktuell keine Möglichkeit den Ton zu verändern.

Sicherheit

Der Elektroroller ist neben dem Lenkradschloss noch mit weiteren Sicherheitsfeatures Ausgestattet. Dazu gehört zum Beispiel eine Alarmanlage, die über den Funkschlüssel aktiviert werden kann. Kleinste Bewegungen führen zu einer Benachrichtigung in der App und eine Aktivierung der Alarmanlage. GPS-Daten des Elektrorollers werden ebenfalls in der App angezeigt.

Ausstattung

Der Niu NQi ist ein sehr modernes Fahrzeug. Dazu gehört selbstverständlich, dass es dauerhaft online ist und man über die Niu App ständig Daten zu dem Elektroroller abfragen kann. Die App hat auch einen Multi-User Support. Damit können auch Freunde auf den NQi zugreifen und Informationen wie zum Beispiel den Akkustand abfragen.

Es gibt aber auch noch viele weitere Features wie zum Beispiel ein eingebauter USB-Anschluss mit dem man technische Geräte aufladen kann. Mein iPhone wird leider nicht geladen. Ich werde in Zukunft klären, ob das an meinem Roller liegt und ein grundsätzliches Problem ist.

Neben dem USB-Anschluss befindet sich noch eine kleine Aufbewahrungsbox und ein Taschenhalter. In der Aufbewahrungsbox kann man sehr gut eine Brille, Schlüssel oder ähnliches verstauen kann.

Preis

Um die 3.000€ kostet der Elektroroller. Damit befindet sich der Roller in der Mittelklasse. Wenn man bedenkt, dass eine Ladung nur um die 0,40€ kostet, kann sich die Investition aber auf jeden Fall sehr gut lohnen.

Hinweise

Zum Schluss von mir noch ein paar Hinweise:

Ich würde euch empfehlen falls ihr plant in der Öffentlichkeit euren Roller zu laden, ein Verlängerungskabel (sollte für Außenbereiche geeignet sein) im Baumarkt zu kaufen. Dies liegt daran, dass das Kabel vom Transformator bis zum Schuko-Stecker nur einen sehr kurzen Abstand hat und deshalb an einer Ladestation in der Luft baumelt. Außerdem ist es vielleicht auch sicherer den Transformator im Roller zu verstecken um ihn für Diebstahl oder Vandalismus zu schützen. Offiziell wird es aber nicht von Niu empfohlen den Transformator während des Ladevorgangs in der verschlossenen Aufbewahrungsbox abzulegen.

Außerdem empfehle ich den Gepäckträger/Griffe am Heck des Rollers durch ein anderes Set auszutauschen, damit ihr auf dem Roller ein großes Top Case befestigen könnt. Das Top Case bietet euch dann die Möglichkeit euren Helm dort zu verstauen, weil der Platz unter der Sitzbank leider zu klein ist. Ich habe mir den originale Super Heavyweight Gepäckträger gekauft und bin überzeugt von dessen Qualität.

Für einen zusätzlichen Diebstahlschutz kann ich euch das Kettenschloss (8900) von ABUS empfehlen. Dieses bietet einen guten Sicherheitsstandard und ist auch lang genug um eines der Räder beispielsweise an eine Straßenlaterne anzuketten.

Fazit

Der Niu NQi Series ist meiner Meinung nach ein toller Elektroroller. Er sieht nicht nur gut aus sondern bietet einen sehr guten Fahrkomfort. Die smarten Features in der App funktionieren ohne Probleme und sind ein sehr hilfreicher Bonus. Bis auf wenige Punkte die teilweise auch Softwareseitig behoben werden könnten, kann ich den Elektroroller wärmstens empfehlen!

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